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Land und Geschichte: das nördliche Gardaseegebiet vor Prähistorie bis zur heutigen Zeit

Paesaggi Sommolago  

Der Rundgang beginnt mit der Ausstellung Historische Landschaften und Siedlungsstrukturen im Sommolago-Gebiet zwischen Prähistorie und Moderne.

Im Saal, der den Bevölkerungen des nördlichen Gardaseegebiets, die dieses Land zwischen Ende des Mittelalters und dem 17.
Jahrhundert besiedelten, gewidmet ist, sind zahlreiche Gegenstände und Dokumente zur Bezeugung der wichtigsten historischen Ereignisse in diesem Gebiet, dem so genannten „Sommolago" vorhanden: darunter auch Pläne und Ansichten der Handelsstraßen sowie Lagepläne von Wohnsiedlungen, wirtschaftlichen Tätigkeiten und Befestigungen. Ab dem 10. Jahrhundert wurden zahlreiche Burgen in Positionen errichtet, die eine einwandfreie Übersicht über das Gebiet und dessen Verkehrswege erlaubten. Dazu zählen die Burg in Arco, die Bergfeste in Riva del Garda, die Burgen Tenno und Drena, die Bastei in Riva und die Burg Penede in Nago.

Die Epoche der Madruzzo
Die mit der bedeutenden italienischen und europäischen Aristokratenwelt verwandte Madruzzo-Dynastie hielt enge Verbindungen zu Riva: hier besaß die Familie zahlreiche Gebäude, während die Rocca (Bergfeste) ihre Lieblingsresidenz war. Die Familie Madruzzo unterhielt außerdem Verbindungen mit der jüdischen Gemeinschaft, die ab dem Mittelalter in Riva präsent war und auch bis 1776 dort anwesend blieb. Kardinal Cristoforo Madruzzo (1539-1567), Fürstbischof von Trient, wurde in einigen Widmungen in Büchern, die in der um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Riva tätigen jüdischen Druckerei von Jacob Marcaria gedruckt wurden, als Schutzpatron zitiert.

 
Storia, allestimenti   Die Eisenbahn
Die Eisenbahnstrecke MAR (Mori - Arco - Riva) wurde am 28. Januar 1891 nach nur 11 Monaten Arbeit eröffnet. Die MAR verband mit ihrer 24 Kilometer langen Strecke, die in einer Stunde und 30 Minuten bewältigt wurde, den Bahnhof Mori mit Riva del Garda. Diese Eisenbahnlinie, die zur Förderung der Wirtschaft im nördlichen Gardaseegebiet errichtet wurde, war auch für die logistischen Bedürfnisse der strategischen, befestigten Stadt Riva del Garda und deren Festungen in den Jahren unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg besonders wichtig. Sie wurde 1936 aufgelassen und durch eine Automobilverbindung ersetzt.

Die Festungwerke

Das nördliche Gardaseegebiet weist ein ganz besonderes Merkmal auf: hier sind alle von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Jahr 1918 errichteten permanenten Festungsarten erhalten. Nach den ersten Kriegen des Risorgimento von 1848 und 1859 beschloss die kaiserlich-königliche Österreichisch-Ungarische Armee, das nördliche Gardaseegebiet zur Verteidigung der Grenze zum Königreich Italien zu befestigen. Somit begann der Bau des Festungswerks San Nicolò und des Werks in Nago. Nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg von 1866 kamen weitere Festungswerke hinzu: das Werk Sant'Alessandro in den Jahren 1881-2, das Werk Batteria di Mezzo (Mittelbatterie) im Jahr 1900, das Werk Garda im Jahr 1907 und das Werk Tombio 1912. Die Ponalesperre, deren Bau 1904 begann, wurde auch während des Ersten Weltkriegs bis hin zum Kriegsende immer weiter ausgebaut.Der Fremdenverkehr
Das besondere Klima des nördlichen Gardaseegebiets, die Gegenwart der Mittelmeerflora und das typisch italienische Flair der Ortschaften waren die Gründe dafür, dass Arco und Riva am Ende des 19. Jahrhunderts zu den beliebtesten Fremdenverkehrs- und Kurorten Mitteleuropas zählten. Arco, dessen Wachstum durch den Erzherzog Albert von Habsburg, Kaiser Franz Josephs Vetter, einen großen Aufschwung erlebte, wurde zu einem Winterkurort. Es wurden Villen und Hotels errichtet, in denen sich die Wiener Hofgesellschaft, die Familie der Großherzöge der Toskana, der letzte König Neapels Francesco II. und weitere Edelleute aufhielten. In Riva lud der See zur Errichtung von Badeanstalten und zum Bau moderner Hotels ein, während die Ärzte von Hartungen in ihren Kuranstalten homöopathische und Naturtherapien anboten und damit auch berühmte Intellektuelle, wie Heinrich und Thomas Mann, die Brüder Brod und Franz Kafka heranlockten. Die Berufung dieses Gebiets zum Fremdenverkehr ist bis zur heutigen Zeit unverändert geblieben.

Das 19. Jahrhundert
Als 1796 Napoleons General Vaubois nach Riva kam, verbreiteten sich der Drang nach Freiheit und das Begehren nach einer nicht mehr von Wien abhängigen, sondern in den italienischen Kontext eingefügten Regierung immer mehr; die Reaktion Österreichs auf dieses Begehren nach mehr Autonomie bestand während des ganzen 19. Jahrhunderts darin, diese zu unterdrücken. 1866 wurde das nördliche Gardaseegebiet Grenzland zum Italienischen Königreich: die österreichischen Obrigkeiten intensivierten die politische Kontrolle und verstärkten die militärische Präsenz durch den Bau von Befestigungen und Kasernen. Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts spitzten sich die Auseinandersetzungen zwischen den irredentistischen Ideen, die von der gebildeteren Schicht der Bevölkerung unterstützt wurden, und der traditionellen Treue zum
Österreichischen Haus immer mehr zu.
     
Storia, resistenza   Das 20. Jahrhundert
In den ersten Augusttagen des Jahres 1914 rief die österreichisch-ungarische Armee die tauglichen Trentiner zu den Waffen, um sie insbesondere an die Ostfront, nach Galizien zu senden. Als Italien am 24. Mai 1915 in den Krieg eintrat, lag das nördliche Gardaseegebiet genau an
der Front, wonach die monarchischen Behörden die Evakuation der Zivilbevölkerung aus dem Ledrotal und der Ebene des Flusses Sarca bis hin nach Dro und Ceniga anordneten. Die Flüchtlinge wurden in den verschiedenen Regionen des Kaiserreichs interniert (insbesondere in Böhmen und Mähren).
Im nördlichen Gardaseegebiet ergaben sich aufgrund des Ersten Weltkriegs zahlreiche Probleme: einerseits die durch den Konflikt bedingten Zerstörungen, andererseits die durch den Anschluss an Italien verursachten Veränderungen. Zwischen 1919 und 1920 führte Gabriele D'Annunzio die Besetzung Rijekas an: in diesem Zeitraum begannen die Beziehungen zwischen dem Poeten und dem nördlichen Gardaseegebiet, die mit dem Bau des vom Architekten Giancarlo Maroni aus Riva geplanten Vittoriale in Gardone fortfuhren. Maroni wurde auch mit dem Wiederaufbau von Riva beauftragt. Das zwanzigjährige faschistische Regime zeichnete sich hier, wie auch im restlichen Italien, mit der Unterdrückung der Freiheit aus und das Klima war von Propaganda und Rhetorik geprägt. Im Versuch, einen wirtschaftlichen Aufschwung im Gebiet zu erzielen, wurden 1929 die „Gardesana orientale" (östliche Gardasee-Küstenstraße), 1931 die „Gardesana occidentale" (westliche Gardasee-Küstenstraße) und 1938 der Hafen von San Nicolò gebaut.
Während des Zweiten Weltkriegs und bis hin zum 8. September 1943 erlitt das Gebiet des „Sommolago" das gleiche Schicksal wie auch der Rest Italiens; nach dem 8. September 1943 wurde die Region Trentino zur „Operationszone Alpenvorland" ernannt und stand kurz vor dem Anschluss ans Nazi-Deutschland. Im nördlichen Gardaseegebiet fand eines der wichtigsten Geschehnisse der Trentiner Resistenz statt: am 28. Juni 1944 töteten die Nazis elf Partisanen und verhafteten Dutzende davon. Die Ausstellung Achtung Banditen! veranschaulicht diese dramatische Folge. Am 30. April 1945 wurde das Gebiet kurz vor der Ankunft der Alliierten von Partisanengruppen und Zivilleuten befreit.
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