Home
 
Die Form des Sportes. Architektur und sportliche Bestrebungen in Riva del Garda in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Kuratorin Chiara Del Senno, Daniela Pera
MAG Riva del Garda, Museo
Bis Sonntag 3. November 2019
Eröffnung: Samstag 13. April 2019, 18:00 Uhr
+8

Kuratiert von Chiara Del Senno, Daniela Pera

Die zentrale Ausstellung der Saison 2019 im MAG setzt Architektur und Sport zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Beziehung zu Geschichte und Identität der Stadt Riva

Zeigte das MAG Museo Alto Garda zuletzt im Erdgeschoss des Museumssitzes Rocca di Riva mehrere Ausstellungen, die über das Medium der Fotografie Landschaftsansichten der Vergangenheit, aber auch zeitgenössischen Positionen Sichtbarkeit verschafften. Nun wird mit einem neuen Format experimentiert, in dem fotografisches Material aus dem Museumsarchiv mit Exponaten aus der Sammlung des MAG kombiniert wird.

Im Mittelpunkt der Ausstellung, die Dokumentation, Fotografie, Film, Zeichnung und Bildhauerei vereint, steht der Sport - sie ist damit auch eine kleine Hommage an die Anfänge der Welt des Outdoorsports, die zu einer tragenden Säule für die Wirtschaft in der Region um Riva del Garda, aber auch ein zentrales Element im lokalen Vereins- und Gemeindeleben werden sollte.
Das Ausstellungsprojekt schöpft dabei aus zwei Sammlungsbeständen des MAG: Der Kollektionen des Architekten Giancarlo Maroni und des Bildhauers Silvio Zaniboni, die beide in den 20er und 30er Jahren schöpferisch aktiv waren.
Die Ausstellung La Forma dello Sport, kuratiert von Chiara Del Senno und Daniela Pera, ist vom 14. April bis zum 3. November 2019 im MAG Museo di Riva del Garda zu sehen.

Ausgangspunkt der Ausstellung sind zwei Projekte des Architekten Giancarlo Maroni aus den 20er und 30er Jahren, die zu zentralen Schauplätzen des Sportlebens wurden: Das Stadion Campo Littorio Benacense und die Badeanstalt Spiaggia degli Olivi. Fotografien, Skizzen, Pläne und Veröffentlichungen erzählen die Geschichte beider Orte. Die Materialien des MAG werden um einige wertvolle Leihgaben des Segelclubs Fraglia della Vela und der S.S. Benacense ergänzt.

Der Sportplatz wurde gebaut, weil die Stadt einen zentralen Ort zur Austragung sportlicher Veranstaltungen benötigte. Vor der Vollendung des Stadions 1931 waren unterschiedliche Plätze für Wettbewerbe und Sportveranstaltungen genutzt worden. Die Architektur des Campo Benacense steht im Zeichen der durch das faschistische Regime forcierten Sportpropaganda jener Zeit. In ganz Italien sollten Bühnen für spektakuläre Choreografien entstehen, mit denen die Ideologie von Arbeit und Faschismus wirkungsvoll inszeniert werden sollte. Eine neue Generation von Italienern sollte in diesem Sinne geformt werden. Durch ein Netz von Organisationen und Vereinigungen galt es Jungen und Mädchen zur Leibesertüchtigung anzuregen und auf ihre Rolle als Soldaten und Mütter der Zukunft vorzubereiten.

1934 wurde wiederum die Spiaggia degli Olivi eingeweiht - eine moderne Badeanstalt, in der sich einerseits das Freizeitleben einer eleganten Bourgeoisie auf der Suche nach Vergnügung unter freiem Himmel abspielte, die aber gleichzeitig Sitz des prestigereichen Segelclubs Fraglia della Vela war. Dieser konnte in den 20er Jahren seine Autonomie ausbauen, dabei verschmolzen seine Geschichte und die visionären Ideen von Gabriele D’Annunzio, der dem Segelclub als glühender Bewunderer von Maroni und dem Gardasee wiederholt Tribut zollte.
Die Geschichte der Spiaggia degli Olivi mit ihrem zweigeteilten Charakter zwischen Freizeitgestaltung und Wettkampf wird mittels einer Auswahl vielfältiger Dokumente erzählt. Ausgangspunkt ist das Ufer des Sees neben dem Parco della Rocca. Hier befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Sitz des Rudervereins von Riva. In den 30er Jahren vollzog sich die Metamorphose. Der Strandabschnitt, der vor allem sportlich genutzt wurde, wandelte sich zu einer modernen Badeanstalt. Sie fügte sich schlüssig in das neue Gesicht der Stadt ein, die sich nach dem Krieg verstärkt als gehobener Fremdenverkehrsort zu präsentieren trachtete.

Historische Filmausnahmen aus den Archiven des Istituto Luce dokumentieren einige Sportveranstaltungen, die sich vor Ort auf der Spiaggia degli Olivi und im Campo Benacense abspielten: Von der historischen Regatta der „Bragozzi“ anlässlich der Einweihung der beiden Streckenabschnitte der Strada Gardesana bis zu Bildern vom Trainingslager der Basketballnationalmannschaft im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1936.

Eine Auswahl von Fotografien belegt, wie tief Sport und Leben unter freiem Himmel in Riva verwurzelt sind: Von choreografierten Darbietungen anlässlich der Eröffnung der ersten Saison im Stadio Benacense über die zahllosen Segel, die den Gardasee im Hintergrund der Spiaggia degli Olivi bevölkern - von offiziellen Wettkämpfen, über den Glamour des Gesellschaftslebens und das Badevergnügen am Strand.

Die Ausstellung schließt mit Werken des in Riva wohnhaften Bildhauers Silvio Zaniboni, der in den 1920er und 1930er Jahren die dekorativen Elemente vieler repräsentativer Gebäude, wie der Börse und des Palazzo del Arengario in Mailand gestaltete, aber auch den Komplex der Acropoli Alpina auf dem Doss Trento plante und den in Riva eine enge Arbeitsbeziehung mit Giancarlo Maroni verband. Eine Skulptur von Zaniboni mit dem Titel Genio delle Acque, schmückt die Fassade des Wasserkraftwerks Ponale. Im Werk Zanibonis finden sich viele dekorative Arbeiten, die für Sportstätten geschaffen wurden. In den dreißiger Jahren war er an den skulpturalen Dekorationen für das Stadio dei Marmi in Rom beteiligt. Zwei der sechzig monumentalen Statuen, die verschiedene sportliche Disziplinen repräsentieren, wurden von ihm realisiert. In derselben Zeit schuf er auch den Fries an der Fassade des Cozzi Schwimmbades in Mailand. Das Gipsmodell dieser Arbeit ist in der Ausstellung zu sehen. Hier sind auch Fotografien von Gabriele Basilico aus dem Katalog Silvio Zaniboni. La scultura decorativa e la città zu sehen, den das Museum im Jahr 1996 herausgegeben hat. Der Raum enthält überdies Skizzen für die Dekoration eines Brunnens, der sich im Garten der Mameli-Schule in Mailand befand. Dieser Fries aus dem Spätwerk des Künstlers zeigt Jugendliche bei der Ausübung verschiedener Sportarten. Gezeigt wird schließlich ein Fotoalbum, das die Arbeit der Marinaretti von Riva dokumentiert.

Preferenze
Cookies